Nachruf Trudi Weinhandl

Diesen Frühling 2021 verstarb Trudi Weinhandl, eine langjährige Mitstreiterin der Roten Falken und engagierte Beobachterin unserer Tätigkeiten. Trudi war bis ins hohe Alter eine sehr aktive Person, dokumentierte den Alltag der Roten Falken mit ihrer Kamera und steuerte dadurch einen wichtigen Beitrag bei zum kollektiven Gedächtnis unserer Gruppen. Den Helfer*innen der Roten Falken schickte sie immer wieder zusammengetragene Informationen über die Geschichte der Falken sowie über die internationale sozialistische Friedens- und Frauenbewegungen zu.

Da sich ihr Tod und das Erscheinen des letzten Falken Info gekreuzt hatten, möchten wir aus diesem Anlass noch einmal an Trudi und ihr Wirken erinnern und drucken daher erneut ein Porträt von ihr – geschrieben von Barbara Hobi – aus dem Jahr 2008 ab.

Trudi Weinhandel war als Kind während des 2.Weltkriegs bei den Roten Falken und ist nun schon seit vielen Jahren im Vorstand der Kinderfreunde: Es ist ganz wichtig, bei den Kindern und Jugendlichen den Boden für Solidarität zu legen.

Trudi Weinhandel ist als Kind während des 2. Weltkrieges zu den Roten Falken gestossen. Schon damals waren der 1. Mai, das Knabenschiessenwochen- ende und die Sonnenwenden wichtige Falkendaten, an denen gemeinsam etwas unternommen wurde.

Mit dem Verkauf von Falkenmarken wurde Geld für Zelte gesammelt. Besonders die Lieder waren für Trudi ganz wichtig, deshalb hat es sie auch sehr gefreut als ihr Enkel, der bereits mit 5 Jahren an seinem ersten Falken-Lager teilgenommen hat, die gleichen Lieder kennen gelernt hat und sie diese mit ihm singen konnte.

Die kleine Trudi war sehr beeindruckt, dass die eigene Meinung – auch die von einem Kind und erst noch einem Mädchen – in den Falken respektiert und anerkannt wurde. Das war etwas, dass sie nicht kannte. „Die roten Falken haben mein Selbstvertrauen sehr gestärkt. Es gab keine geschlechtsspezifischen Rollenzuteilungen.“ Als Jugendliche fühlte sich Trudi in den Roten Falken nicht mehr abgeholt und dazugehörig, zudem musste sie als Lehrling auch an den Samstagnachmittagen arbeiten. So verlor sie die Roten Falken aus den Augen, wenn gleich sie mit einzelnen Menschen aus der Roten Falken Zeit den Kontakt aufrechterhielt. Anlässlich eines Falkennachmittags im GZ Bachwiesen kam Trudi anfangs der 80er Jahre wieder in Kontakt mit den Roten Falken. Seither hat sie sich sehr intensiv für sie engagiert. So macht sie unermüdlich Werbung und informiert in den verschiedenen Gremien und Gruppierungen, mit denen sie vernetzt ist. Sie besucht Kinderfreunde Mitglieder in Altersheimen, geht an Beerdigungen und schickt den Hinterbliebenen Andenken an die Roten Falken. Solche Erinnerungen findet sie in ihrem Archiv.

Trudi hat jedoch nicht nur gesammelt, sondern auch selber viel geschrieben und fotografiert. Inzwischen hat sie vieles davon ans Sozialarchiv und an aktive Rote Falken und Kinderfreunde abgetreten. Schön wäre es, wenn jemand gefunden werden könnte, der das Sammeln und Dokumentieren übernehmen und ebenso sorgfältig weiterführen könnte.

Es setzt Trudi zu, dass viele Freunde und Weggefährten sterben und sich damit auch die alten vernetzen linken Strukturen allmählich auflösen. Umso mehr freut es sie, dass die Roten Falken gedeihen.

„Es ist ganz wichtig bei den Kindern und Jugendlichen zu beginnen, da wird der Boden für Solidarität gelegt, in der auch die Schwachen mitgenommen werden. Das ist ein Same, der aufblüht und in die neuere Zeit hineinwächst. Die Roten Falken sind für mich eine ganz wichtige Gegenwelt zur einzelkämpferischen Gesellschaft. Gemeinsam lernt man politische Rückschläge zu überwinden und immer wieder neue Versuche zu unternehmen. Es ist wichtig den Mut nicht zu verlieren. Vielleicht geht es später oder in einer etwas anderen Form. Den Roten Falken ist es gelungen, an Traditionen anzuknüpfen und die Ideen der neuen Zeit, die viel komplexer ist, anzupassen.“