100 Jahr-Feier in Bern: Laute Zugfahrt, stumme Filme

Wie wir das hundertjährige Jubiläum der Roten Falken in der Schweiz feierten – ein persönlicher Reisebericht.

Podium mit Ruba Hilal, Generalsekretärin IFM

Zusammen zur Feier von hundert Jahren Rote Falken Schweiz nach Bern reisen – das war unser Plan. Dabei fiel mir auf, was für ein eingespieltes Team wir durch unsere gemeinsame Zeit bei den Falken waren. Wir reisten gemeinsam aus Zürich an: ehemalige Helfer:innen, Vorstandsmitglieder und aktuelle Helfer:innen. Und schnell waren die Rollen verteilt, es fühlte sich an wie immer. Jemand organisiert die Tickets, eine andere die Verpflegung und ein dritter ist zuständig für die gute Stimmung im Zug – fast so, als würden wir wieder gemeinsam in ein Lager reisen. Uns interessierte nicht gross, dass Mitreisende wegen unserer Ausgelassenheit den Wagen wechselten. Wir hatten uns alle schon länger nicht mehr gesehen und viel zu erzählen – so begann die Feier zu «Hundert Jahre Rote Falken» für uns Zürcher:innen schon im Zug.

Die Stimmung war bereits bei der Abfahrt in Zürich wunderbar. Einige aus der Reisegruppe waren an der Gestaltung des Abends in Bern massgeblich beteiligt und mussten noch etwas vorbereiten, andere halfen spontan mit oder tauchten in die Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse bei den Falken ein. Wir waren aufgeregt auf den Abend und gespannt, was uns erwarten würde und welche Erlebnisse und Erinnerungen andere Falken mit uns teilen würden.
In Bern angekommen, trafen wir Ruba Hilal, die Generalsekretärin des IFM-SEI, die für diese Feier extra aus Brüssel angereist war. Wir spazierten in Richtung «Lichtspiel», wo die Veranstaltung stattfand. Nach einem Zwischenhalt in einer Gelateria trafen wir auf dem Weg noch weitere bekannte Gesichter und waren erstaunt über den grossartigen Veranstaltungsort. Die Stimmung war lebendig, an jeder Ecke konnte man beobachten, wie sich Menschen nach einigen Jahren wieder trafen, die viele Erinnerungen teilten und sich vertraut sind, sich jedoch seit einigen Jahren nicht mehr gesehen haben. Die Jubiläumsfeier drehte sich also im erweiterten Sinne auch um die bei den Falken entstandenen Freundschaften.

Präsentation Studierende Universität Bern

Die Veranstaltung startete mit einem Beitrag von Studentinnen der Geschichte und der Erziehungswissenschaften der Universität Bern, die sich in einem Blockseminar mit der Geschichte der Roten Falken auseinandergesetzt hatten. Unter anderem führten sie auch Filme aus den Falkenlagern in Caslano und Belp auf. Das war auch der erste stille Moment an diesem Abend, weil die Filme keinen Ton hatten. Der ganze Saal staunte über Unterschiede und vor allem auch über Ähnlichkeiten zwischen den Falken-Erlebnisse von früher und heute. Das darauffolgende Zeitzeugnis der Gegenwart, ein Film, der die Roten Falken Bern und Zürich porträtiert, war dann etwas lauter. Alle Bilder waren für ihre Zeit sehr beeindruckend und liessen mich etwas wehmütig werden. Es berührte mich zu sehen, wie es die Kinder und Jugendlichen im Film genossen, gemeinsam Zeit zu verbringen, zu spielen, auszuprobieren, zu diskutieren und sich für wichtige Anliegen einzusetzen.

Im Anschluss fand ein Podiumsgespräch mit Ursi, Heinz, Kasimir und Julian statt, das von Ursina moderiert wurde. Dabei ging es um die Motivation bei den Falken dabei zu sein, um Ansprüche an die politische Haltung der Falken und die (erlebte) Partizipation der Falkenkinder. Es war schön, einen Einblick sowohl in die Falken Zürich als auch in die Falken Bern und vor allem auch in die Vergangenheit zu erhalten und da und dort Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuspüren.

Nach einer kurzen Pause interviewte Ursina die amtierende Generalsekretärin des «International Falcon Movement – Socialist Eucational International IFM-SEI», Ruba Hilal. Sie berichtete über die Verbreitung der Falken und befreundeter Organisationen auf dem ganzen Erdball. Sie sagte, wo auch immer sie hinkomme, unter Falken fühle sie sich immer wohl, weil man so viel miteinander teilt.

Und so neigte sich der Abend dem Ende zu. Voller schöner Eindrücke, etwas melancholisch und mit gemeinsamen Erinnerungen im Kopf machten wir uns auf den Heimweg. Es war ein schöner und inspirierender Abend, der mich zum Nachdenken brachte. Ich war einmal mehr dankbar für die entstandenen Freundschaften bei den Falken, die schönen Erlebnisse und auch für alle ausgetragenen Konflikte und Auseinandersetzungen. Herzlichen Dank an die Roten Falken Bern, die durch die Organisation des Anlasses diese Erlebnisse erst möglich gemacht haben. Die Jubiläumsfeier motivierte alle Beteiligten, weiter bei den Roten Falken aktiv zu sein, die bestehenden Gruppen weiterzuentwickeln und somit zu ermöglichen, dass 2122 das zweihundertjährige Jubiläum der Roten Falken feiern werden – ziemlich sicher mit Tonspur bei den Filmen.

Marisol